Warum mein Papa?
Gestern Abend standen Sohn und ich im Bad. Wir unterhielten uns darüber, dass ich am vergangenen Wochenende mit einer Freundin Michaels Kleidung aussortiert hatte. Ich habe drei Kleidungsstücke von ihm behalten: ein rosa Shirt, über das wir immer Witze gemacht haben, wenn er es trug. Eine Jacke, auf der der Name seiner Band steht und die er im Rahmen eines Festival-Auftrittes bekommen hatte. Und das Hemd, das er an dem Tag trug als er ins Krankenhaus kam.
Dieses Hemd ist noch in der Krankenhaustüte verpackt, die man mir damals in die Hand drückte, als Michael auf der Intensivstation lag. Sobald ich die Tüte öffne, rieche ich das Parfum von ihm. Wo alle anderen Sachen nicht mehr nach ihm duften, in dieser Tüte ist es genau das Gegenteil.
Gestern Abend also fragte mich Sohn plötzlich, wo er denn das Hemd finden würde, das Papa zuletzt getragen hatte. Ich erklärte es ihm (während ich unter der Dusche stand) und wartete ab. Nach einiger Zeit kam er zurück ins Badezimmer und sagte: „Warum verdammt noch mal, ist eigentlich ausgerechnet mein Vater gestorben?“ Ich sagte: „Weil er krank war und keiner wusste wie sehr krank.“ Sohn war einen Moment still, dann öffnete er Michaels Badezimmerschrank, nahm eines der Parfums raus, die dort noch stehen und sprühte seinen Schlafanzug damit ein.