Zu viert

Wir sind zu viert. Vor genau acht Wochen wurde meine Tochter geboren und es ist ein Wunder. Manchmal denke ich, sie hat uns gerettet, meinen Sohn und mich. Ich war auf keinem guten Weg, habe kaum gegessen, wenig geschlafen, zu viel getrunken, nur funktioniert. Mein Sohn fing an, sich Sorgen zu machen, wie ich später erfahren habe. Jetzt liegen wir zu viert im Bett und kuscheln. Mein Sohn trägt seine Schwester stolz durch die Gegend, hilft ihr beim Bäuerchen machen und schiebt den Kinderwagen. Die Liebe hat uns wieder entdeckt.

Als sie 10 Tage alt war  habe ich sie mit zum Grab von Michael genommen. Gestern waren wir auch wieder da. Es wäre Michaels 44. Geburtstag gewesen.

Mit der Geburt meiner Tochter kamen viele Erinnerungen hoch an die Zeit, als unser Sohn neu geboren war. Ich singe ihr Lieder vor, die Michael und ich unserem Sohn vorgesungen habe. Und bei solchen Gelegenheiten überkommt es mich wieder. Eine Flut von Erinnerungen prasselt auf mich ein, ich muss weinen, aus dem Nichts und unerwartet. Und dann sehe ich meinen Sohn, wie er seine Schwester küsst und streichelt und ich weiß: Es ist genau richtig so wie es ist.