Der 11. Mai 2015

Vor zwei Jahren bin ich morgens voller Hoffnung ins Krankenhaus gefahren. Ich dachte, vielleicht ist Michael ja aufgewacht oder hat die Augen aufgemacht. Als ich auf der Intensivstation ankam sprach mich der Arzt an und fragte, ob ich Zeit für ein Gespräch hätte. Ich habe nichts geahnt, sondern dachte, jetzt werden mir nächste Schritte in der Therapie erklärt. Aber es kam anders. Der Arzt sagte mir, dass sie bei Michael einen Scan des Gehirns gemacht hatten, weil er nicht wach wird. Dabei wurde festgestellt, dass er während der OP mehrere Schlaganfälle gehabt hatte.

Ich verstand erst gar nicht, was mir gerade erzählt wurde. Also wurden mir die Aufnahmen des Gehirns gezeigt und ich konnte sehen, wo es Einblutungen gab und wo nicht. Nun wusste ich, warum er nicht mehr aufwachte. Zusätzlich zu seinem kranken Herzen, das immer noch nicht alleine arbeiten konnte und den geschädigten anderen Organen, war diese Nachricht die absolute Katastrophe und es war klar: Es ist vorbei.

Ich saß in diesem Raum, um mich herum Ärzte und Schwestern, starrte auf den Bildschirm und riss mich zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen. Aber es klappte nicht. Ich blieb stumm, aber mir liefen die Tränen runter. Eine Schwester gab mir ein Taschentuch und etwas zu trinken.

Auf dem Heimweg rief ich meine Freundin an. Sie war fröhlich und meinte: „Na, was macht er, hat er sich bewegt?“ Ich konnte nur noch sagen: „Es ist vorbei. Es gibt keine Hoffnung mehr. Er wird sterben.“ Die Sonne schien, die Cafés in Eppendorf waren gefüllt mit Menschen, die Kaffee tranken und sich unterhielten. Ich wankte nach Hause.

5 Gedanken zu „Der 11. Mai 2015

  1. Stippi

    Hallo liebe M.

    Es tut mir sehr leid. Ich weiss was Du durchmachst.

    Ich drücke Dich ganz fest aus der Ferne und denke an Dich!

    Alles Liebe,

    Stippi

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