Weil mich gerade die Wut packt

Eine junge Witwe hat auf ihrem Instagram Account darüber geschrieben, dass sie sich neu verliebt hat. Hurra! Ihr Mann ist letzten Sommer gestorben. Schlimm genug. Aber nun ein Lichtblick im Frühling. Das ist doch großartig. Ich hatte Tränen der Freude in den Augen, als ich das Bild mit ihrem neuen Freund sah. Und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass sie sich getraut hat, öffentlich darüber zu schreiben.

Aber wie sollte es anders sein: Natürlich sind sich manche Menschen nicht zu schade, Gemeinheiten abzusondern. Die reichen von „so schnell, da kann die Liebe ja nicht so groß gewesen sein“ bis zu „also wenn mein Mann sterben würde, würde ich nie …“. Da bin ich fassungslos über so viel Dummheit, über so viel Dreistigkeit und Anmaßung. Jeder kann sich natürlich eine Meinung bilden. Aber nur die Tatsache, dass Maggy, so heißt die junge Witwe, öffentlich von ihrer Trauer und jetzt von ihrer neuen Liebe erzählt hat, gibt niemandem das Recht, Gemeinheiten abzusondern.

Ich habe es schon oft gesagt und sage es gerne noch einmal: Wer nichts Hilfreiches zu sagen hat oder wer seine Meinung nicht sachlich formulieren kann, der sollte am besten den Mund halten.

Mein Begleiter

Wenige Wochen nach Michaels Tod bin ich mit zwei Freunden von uns zu meinen Eltern gefahren. Auf der Autobahn verlor ein Wagen vor uns plötzlich seine komplette Stoßstange – ich fuhr gerade 180 km/h schnell und konnte mit Mühe und Not ausweichen. Wir hatten viel Glück. Mein Herz raste und ich dankte Michael in Gedanken. „Danke, dass Du auf mich aufgepasst hast, sonst wäre unser Sohn jetzt womöglich Waise.“
Einen Tag später saßen wir in einem Biergarten. Es war ziemlich windig und eine Windböe riss plötzlich einen der riesigen, zusammengeklappten Sonnenschirme aus der Verankerung und der Schirm krache mit Wums wenige Zentimeter an meinem Kopf vorbei auf meine Schulter. Ich wurde vom Stuhl geschmissen und lag auf dem Boden. Am Nachbartisch saß zufällig die Bergwacht, die mich sogleich versorgte. Wie durch ein Wunder hatte ich aber nur ein großes Hämatom. Sonst nichts. Wieder sah ich zum Himmel und dachte: „Ohje, Du hast gerade viel zu tun mit mir, wie gut, dass Du auf mich achtest.“ Meine Familie war sprachlos darüber, was wir in den letzten 24 Stunden unbeschadet überstanden hatten. Ich war froh, dass unser Sohn nicht dabei war.
Das ist mein Gefühl seit Michaels Tod: Er achtet auf unseren Sohn und mich. Er möchte, dass es uns gut geht. Er ist unser ständiger Begleiter.