Öffentlich reden

Im September kam das GEO kompakt Heft zum Thema „Tod“ auf den Markt. Ich hatte weiter unten hier im Blog darüber berichtet. In der Zeitschrift bin ich ja auch mit meiner Geschichte.

Ich möchte hier einmal deutlich sagen, dass ich nicht in Zeitschriften rede, weil es mir hilft. Das Schreiben hier im Blog, ja, das hat mir geholfen und tut es immer noch. Aber meine Geschichte einem Redakteur zu erzählen und der/die macht dann daraus einen Beitrag, das quält mich eher, aber es hilft mir nicht. Ich habe diese öffentlichen Auftritte in Zeitschriften nur gemacht, weil ich anderen Trauernden zeigen wollte, wie meine Trauer aussah. Weil ich Mut machen wollte, manchmal doch lieber auf das eigene Herz zu hören, als auf das, was die Menschen um einen herum sagen. Weil mir selbst die Geschichte einer anderen verwitweten Frau geholfen hat, die ich in einem Forum für Verwitwete (www.verwitwet.de) gelesen habe.

Nach der Veröffentlichung der GEO kompakt kamen direkt im Anschluss zwei weitere Anfragen. Ich habe beide abgesagt. Warum?

  1. Es stresst mich (wie gerade beschrieben) und dadurch indirekt auch meine Familie.
  2. Irgendwie ist der Fokus verrutscht. Auf einmal liegt er auf einer vermeintlichen Romantik: Witwe verliebt sich kurz nach dem Tod des jungen Mannes ausgerechnet in den Arzt, der den Mann nicht retten konnte. Sie kommen gegen alle Widerstände zusammen und bekommen am Ende sogar noch ein Kind. Klingt wie im Film. Diese Geschichte interessiert die Leser/Zuschauer/Hörer.
  3. Aber es ist eben kein Film. Ich weine noch um Michael. Es gibt Tage, wie im September, als Michael, unser Sohn und ich Geburtstag hatten, da fehlt er mir extrem. Da war ich wie abgeschaltet. Da drohe ich zu ersticken.
  4. Mein Mann Michael ist tot. Es gibt keine Romantik in diesem Satz.