Warum schreibst Du so selten?

Ich schreibe aktuell so selten, weil ich das Gefühl habe mich zu wiederholen. Obwohl natürlich immer wieder Dinge zum ersten Mal passieren seit Michaels Tod. Weihnachten 2019 ist so ein Beispiel.

In der Vergangenheit hatten wir Weihnachten öfter mit unseren Freunden, die auch gleichzeitig unsere direkten Nachbarn sind, gefeiert – inklusive deren ganzer Familie und Schwiegerfamilie. Das hatte sich vor einigen Jahren einmal spontan ergeben, als wir aufgrund massiver Schneewehen auf der Autobahn nicht wie geplant nach Bayern zu meinen Eltern fahren konnten und in Hamburg bleiben mussten. Dieses spontane Weihnachtsfest war so schön, dass wir es danach noch öfter wiederholt haben. Michael, unser Sohn Carl und ich.

Und 2019? Da haben wir zum ersten Mal in neuer Konstellation mit unseren Freunden gefeiert. Wieder mit Kindern, Eltern und Schwiegereltern. Und erstmals auch mit unseren Kindern und deren Kindern. Mein jetziger Mann hat noch eine erwachsene Tochter mit Familie. Wir saßen also mit 17 Personen zusammen am Tisch. Jeder hat gekocht und etwas zum Weihnachtsmahl beigetragen. Es war sehr schön.

Als ich in der Küche stand, mich dem Entenbraten widmete und vor mich hingrübelte, kamen meine Freundin und ihr Mann mit einem Glas Champagner zu mir. Wir haben auf Michael angestoßen. Ihm hätte so ein Fest gefallen.

Mir ist an diesem Weihnachten wieder aufgefallen, wie viel Glück ich habe. Mit meinen Freunden, die mich mit meiner zweiten Familie so herzlich aufgenommen haben. Mit meinem Mann, der keine Scheu hat, Weihnachten in einer eher ungewöhnlichen Konstellation zu verbringen, nur weil wir ihm erzählt haben, dass das früher auch immer schön war. Darauf muss man sich erstmal einlassen können – von beiden Seiten.

7 Gedanken zu „Warum schreibst Du so selten?

  1. Tania

    Liebe Miriam,

    Ich freue mich sehr wieder mal von Dir zu lesen!

    Ihr hattet ein tolles Weihnachtsfest und das freut mich sehr!! Du hast ganz tolle und nette Leute um Dich und das tut gut zu lesen! Und ja, Michael war bestimmt auch sehr froh darüber und hat irgendwie mitgefeiert! In deinen Gedanken sowiso und im Herzen ganz bestimmt!!

    Ich gedenke dieses Jahr nach Hamburg zu kommen (Kurztrip) . Vielleicht kann man sich ja treffen.

    Ganz liebe Grüsse! Viele Küsse! Und ein wunderschönes neues Jahr mit allem was dazu gehört!

    Stippi

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  2. Ria Petersen

    Liebe Miriam, ich bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen und habe den ganzen Abend gelesen. Ich haben meinen über alles geliebten Mann am 13.12.2019 abends tot im Bett vorgefunden. Er starb kurz vor seinem 55 Geburtstag, ohne jegliche Ankündigung. Wir waren 13 Jahre eng verbunden. Seit dieser Zeit befinde ich mich im freien Fall. Ich habe mich beim Lesen in so vielem wiedergefunden. Außerdem gibt es so viele Ähnlichkeiten. Auch mein Mann war Musiker, hatte ein Tonstudio im Keller eingerichtet, spielte in einer Band, liebte Champanger und überhaupt das Leben und auch ich habe ihn auf dem Ohlsdorfer Friedhof beerdigen lassen. Es hat mich sehr berührt, dass du einen neuen Menschen an deiner Seite gefunden hast und dein verstorbener Mann trotzdem so tief im Herzen trägst. Ich wünsche dir weiterhin alles Liebe.
    Ria

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    1. Miriam

      Liebe Ria, vielen Dank für Deine Nachricht. Ich musste danach intensiv daran denken, wie es mir so kurz nach Michaels Tod ging. Hoffentlich kommst Du einigermaßen durch Deine Tage, Dein Verlust ist noch so frisch. Ich drücke Dich – unbekannterweise und aus der Ferne.

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  3. Viola

    Liebe Miriam,
    Du wirst es wahrscheinlich oft lesen, aber auch ich konnte mich in „Dir“ wieder finden. Es ist so vieles gleich. Ich bin 43 und seit 8 Monaten Witwe, wir waren 13 Jahre ein phantastisches Paar, lieben Sylt (Ende März fahre ich das erste Mal alleine hin), war sofort nach Markus Tod wieder bei der Kosmetik ;-), etc.
    Markus ist im Juli 2019 beim Joggen tödlich verunglückt. Wir sind zusammen los gelaufen, aber er kam nie wieder.
    Dass Du wieder leben kannst, eine neuen Liebe getroffen hast- tut gut zu lesen und motiviert. Ich weiss zwar, dass ich nie wieder so lieben werde, aber vielleicht ist es auch egal.
    Markus war/ist mein Traumann. Perfekter kann etwas nicht sein, als das Gefühl mit ihm. Aber es wäre schön, wenn ich irgendwann wieder Lebensfreude und vielleicht auch Glück spüren könnte.
    Ich glaube fest daran. Und bis dahin mache ich bei der Trauerbewältigung brav weiter. 🙂
    Danke für Deinen Blog! Ich bin heute das erste Mal hier, werde jetzt aber häufiger mal „vorbeilesen“.
    Herzliche Grüsse
    Viola aus Bern

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    1. laufgurke

      Liebe Viola,
      mein Mann ist auch bei unserer gemeinsamen Leidenschaft Laufsport verstorben. Im März 2018 kam er einfach nicht wieder. Er hatte noch 10 Minuten bis nach Hause. Mein erster „Gang“ war der Frisör. Grau trug mein Mann, nicht ich 🙂 Meine Friseurin war so lieb, ach der ganze Laden war Klasse. Das war mein erster Gang zurück ins Leben und er war gut.
      Liebe Grüße aus dem Spreewald
      Gritt

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  4. laufgurke

    Liebe Miriam,

    vor kurzem jährte sich der Tag unserer großen Katastrophe zum 2. Mal. Ich habe beim meinem Blog auch festgestellt, dass die Momente, in denen man das Bedürfnis hat, zu schreiben, weniger werden. Anfangs saß ich völlig verzweifelt da und wusste nicht was ich schreiben sollte. Das machte mir Angst, weil man ja doch so ein schlechtes Gewissen hat. Ja, ich kenne auch das Gefühl sich zu wiederholen. Naja, wie soll es auch anders ein, die Trauer bleibt ja nun mal die gleiche. Aber das Leben zerrt einen auch einfach wieder zurück und „klaut“ uns die Zeit. Das heißt ja niemals, dass wir unsere Lieben vergessen. Im Moment nehme ich es einfach als Zeichen, auf einem anderen guten Weg zu sein. Jetzt hoffe ich, dass ich meinen Blog bald wieder mehr für das nutzen kann, wofür er gedacht war. Ein Familienalbum für unser trotz allem lustiges und buntes Leben. Da die Kinder ja irgendwann ganz ihren eigenen Weg gehen, wird es eine schöne Erinnerung für meine hoffentlich reichlich vorhandenen Enkelkinder. Und der Beweis, dass man auch ein großes Unglück überstehen kann, wenn man Menschen hat, die einen nicht allein lassen.
    Ganz Liebe Grüße aus der Lausitz
    Gritt

    Gefällt 1 Person

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