6 Jahre
Der 6. Todestag von Michael ist vorbei. Ich war zum ersten Mal an diesem Tag nicht an seinem Grab, denn wir waren nicht in Hamburg. Ich habe viel mit ihm gesprochen – wie immer im Mai, dann bin ich besonders gesprächsbedürftig. Unser Sohn macht gerade Abitur, Corona hat die letzten Monate bestimmt. Ich habe mich oft gefragt, wie Michael wohl mit dieser Situation umgegangen wäre. Was hätte er gemacht?
Zwischendurch habe ich mich dabei ertappt, dass ich ihm gesagt habe: „Sei froh, dass Du diesen Mist nicht erleben musst.“ Und dann dachte ich wieder: Miriam, Du dumme Gans, er wäre froh hier zu sein, er wäre froh am Leben zu sein. Er würde das Beste aus dieser Situation machen. Er würde sagen: „Hör auf zu Meckern. Zeig mir lieber was Schönes, davon gibt es noch genug.“
Michael war begeisternd, mitreißend, nach vorne blickend und absolut positiv. Er war ein toller Mensch.
Es braucht nicht viel, um mich zum Weinen zu bringen. Es reicht, dass ich intensiv an ihn denke. Auch nach 6 Jahren. Und – obwohl ich wieder glücklich verheiratet bin und zwei wunderbare Kinder habe. Aber da ist ein leerer Platz in meinem Leben, der immer leer bleiben wird. Das macht mich traurig, sobald ich daran denke.