Es war schön

Das Familientreffen war nicht schlimm. Im Gegenteil, es war sehr schön. Ich habe nur einmal gehört „Das Leben muss weitergehen“. Von einem 91-jährigen Gast, der mir das auch gerne sagen darf. Ansonsten wurden mein Sohn und ich mit viel Liebe empfangen.

Am Tag zuvor habe ich durch Zufall einen Freund meines Mannes getroffen, der sich seit der Beerdigung nicht mehr bei mir gemeldet hatte. Er war komplett unsicher, ich hatte das Gefühl, er wäre am liebsten sofort weitergegangen. Ich habe ihn aber nicht gelassen, sondern stattdessen ein Gespräch angefangen und mich nach seinem jüngsten Kind erkundigt. Da war er auf sicherem Terrain und nach fünf Minuten war seine Unsicherheit auch weg und wir saßen eine Stunde zusammen und haben sehr schön miteinander geredet.

Gestern waren wir mit Freunden am Grab meines Mannes. Das Wetter war schön, wir hatten Champagner, Gin Tonic und Kuchen dabei und haben eine Art Picknick gemacht. Wir reden über meinen Mann und kommen für ihn zusammen. Das finde ich sehr schön und berührend. Ich sehe, wie vielen Menschen er fehlt. Ich ahne, dass es mehr Menschen sind als ich mitbekomme.

Vom Wochenende habe ich mitgenommen: Ich sollte nicht so hart über die Verwandten und Freunde meines Mannes urteilen, die sich zurückziehen. Alle trauern auf ihre Art. Ich gehe offen damit um und spreche viel darüber. Hier schreibe ich ja auch darüber. Andere Menschen können das eben nicht. Das muss ich akzeptieren.

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