
Ich wusste ja vorher, dass die Reaktionen auf meine Entscheidung, meine Geschichte nicht nur hier auf dem Blog zu erzählen, sondern auch in zwei Medien, gemischt ausfallen würden. Und in der Tat, es war alles dabei. Von: „Wir brechen den Kontakt zu Dir ab“, über „wie kann man nur“, bis zu „Du siehst Dich doch selbst nur gerne in der Zeitung“ etc. Ich lasse das, so gut es geht, an mir abprallen. Entscheidend ist nur eines: Die Rückmeldungen, die ich von anderen Betroffenen bekommen habe. Da waren sehr viele dabei, die geschrieben haben „Deine Geschichte macht mir Mut“. Und genau darum ging es. Weder bin ich scharf darauf, meinen Namen irgendwo zu lesen oder mein Foto zu sehen. Noch finde ich es toll, darauf angesprochen zu werden. So was macht mir eher Angst. Aber ich habe so bewegende Mails bekommen, die mich jedesmal zum Weinen gebracht haben. Danach habe ich gewusst: Es war richtig.
munin und hugin
Hallo Miriam,
ja es geht um die unmittelbar Betroffenen, nicht um die Vertreter der Etikette. Ich habe es bereits im ersten Monat nach dem Tod meiner Frau versucht, wieder in Kontakt zukommen, zumal ich gemieden wurde, als ob Trauer ansteckend wäre. Letztlich war das vorher wechselseitig mit meiner Frau eher scherzhaft, aber mit tieferem Sinn, so abgesprochen. Wir wussten gegenseitig darum, dass wir es als Zurückgebliebene schwer haben würden. Damals wussten wir allerdings nicht, wie schnell daraus Ernst werden sollte. Jetzt habe ich eine Frau kennengelernt, die selbst bereits nach wenigen Wochen den mutigen Weg nach vorne wagt und mögliches Gerede außen vor lässt. Man muss sich nicht erst über Monate und Jahre deformieren, damit sich andere nicht echauffieren. Das eigene emotionale Überleben, das im Leben bleiben wollen, steht im Vordergrund, alles andere muss zurücktreten, auch um den Preis auf Ablehnung zu stoßen. Wer das nicht versteht, sollte froh sein, nicht selbst in einer vergleichbaren Situation zu sein. Ich finde es gut, dass Du Zeichen setzt, um anderen Mut zu machen. Der Rest ist dann für jeden, der vom Schicksal berührt wurde, immer noch schwer genug.
Herbert
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Miriam
Lieber Herbert,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich hatte schon vor einem Monat darauf geantwortet, aber irgendwie ist meine Antwort wieder verschwunden.
Wir müssen uns in unserem neuen Leben zurecht finden. Wir müssen weitermachen, trotz all der Trauer und des Schmerzes. Keiner hat uns gefragt, ob wir möchten, wir müssen einfach und niemand kann uns dies abnehmen. Ich habe deshalb ziemlich früh beschlossen, dass es allein meine Entscheidung ist, wie mein Leben nach Michaels Tod weitergeht. Es ist mein Leben, ich lebe mit den Konsequenzen. Mir waren alle Meinungen, außer der meines Sohnes, ziemlich egal. Ich habe mich gefreut, wenn ich bestärkt wurde. Aber ich hatte auch ziemlich schnell eine l.m.a.A. Haltung, wenn das Gegenteil der Fall war.
Liebe ist etwas Wunderbares und dafür schäme ich mich nicht.
Ich wünsche Dir alles Gute für alles was kommt.
Liebe Grüße
Miriam
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Sandy
Liebe Miriam,
auch ich stecke in dieser Situation. Hab meinen Mann verloren.
Keiner kann fühlen wie wir!
Alles was uns gut tut, sollten wir tun und all die, die meinen sie wüssten es besser kann man nur wünschen niemals in „unserer Haut“ stecken zu müssen.
Ich gehe auch an die Öffentlichkeit, denn das Thema Tod ist einfach noch ein zu großes Tabu Thema.
Ganz liebe Grüße
Sandy
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Miriam
Liebe Sandy,
wir sollten uns nicht verstecken, auch auf die Gefahr, den Leuten mit den Themen „Tod“ und „Trauer“ auf die Nerven zu gehen. Das ist nun mal Teil des Lebens. Wenn sich heutzutage bei mir auf Partys oder sonst irgendwelchen Gesellschaften das Thema Familie, Kinder etc. ergibt, dann spreche ich auch immer von Michael. Er gehört nach wie vor zu meinem Leben. Und es ist mir komplett egal, ob so etwas „comme il faut“ ist oder nicht.
Liebe Grüße
Miriam
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