
Wir haben emotionale Tage hinter uns. Ende September war wieder Geburtstagswoche. Carl, Michael und ich haben an drei aufeinander folgenden Tagen Geburtstag. Das war immer die sogenannte „schlimme Woche“, denn nach drei Tagen hat wirklich niemand mehr Lust auf Kuchen und ein Glas Sekt. Dieses Jahr, war es noch einmal anders, denn dieses Jahr ist unser Sohn volljährig geworden. Ein wirklich besonderer Geburtstag. Ohne seinen Vater.
Ich weiß, Michael wäre sehr stolz auf Carl. Unser Sohn ist wirklich ein toller Mensch und er entwickelt sich stetig weiter. Ich habe rund um diesen 18. Geburtstag viel an Michael gedacht und mit ihm gesprochen. Wie es war, als Carl geboren wurde, die Tage und Wochen danach. Wie wir schon früh gesagt haben: In Carl haben wir beide unser Bestes vereint.
Carl ist der erste in unserem Geburtstagsmarathon.Es war immer Michael, der die Geschenke für Carl besorgt und eingepackt hat. Michael hat dekoriert und den Geburtstagstisch hergerichtet. Ich war immer nur für den Kuchen zuständig. Morgens dröhnte stets „Happy Birthday“ von Stevie Wonder durch die Wohnung (gut, das habe ich dank Spotify auch hinbekommen) und wir sind zu Carl ins Zimmer getanzt und haben ihn geweckt.
Dieses Jahr habe ich alleine getanzt, mein Mann war schon in der Klinik und Cosima hat noch geschlafen. Es war trotzdem schön, aber bittersüß. Carl wird seinem Vater immer ähnlicher. Die Stimme, der Gang, die Art zu sprechen. Es ist unglaublich und wunderschön zu beobachten. Er wird erwachsen. Aber sein Vater kann das nicht mehr erleben und direkt begleiten (ich glaube ja, dass er auf einer anderen Ebene stets bei uns ist, aber das ist ein anderes Thema).
An Michaels Geburtstag bin ich mit zwei Freunden zu seinem Grab gefahren. Und am Abend bin ich mit Carl in eine der Lieblingskneipen seines Vaters gegangen und wir haben einen Gin Tonic auf ihn getrunken. Und abends haben wir mit Freunden zusammen das gegessen, was Michael auch gefallen hätte: Steak frites dazu Champagner. Doch, das hätte Michael defintiv gemocht.
Was ich aber immer noch nicht verstehe, auch nach fünf Jahren nicht: Warum melden sich sog. Familie und Freunde nicht bei meinem Sohn? Er ist immerhin 18 Jahre alt geworden. Er ist ein eigenständiger, selbst denkender Mensch. Man kann mir vorwerfen was man will (zu früh neue Beziehung, neues Kind, spricht in der Öffentlichkeit über alles, blablabla) und den Kontakt entsprechend einstellen, aber meinen Sohn in Sippenhaft zu nehmen, das will einfach nicht in meinen Kopf.